Ein Leben, ein Rezept, eine Geschichte: Stefanie Wally liest am Gymnasium Neuenbürg
Am Freitag, 7. November 2025, verwandelte sich das Gymnasium Neuenbürg in einen Ort voller Erinnerungen, Geschichten und Emotionen.
Die Autorin Stefanie Wally war zu Gast und stellte ihren Roman „Rosa“ vor. Ein Buch, das weit mehr ist als nur eine Familiengeschichte. Es ist eine Hommage an ihre Großmutter und an die Frauen des 20. Jahrhunderts und ein Rezeptbuch fürs Leben.
Wally, die 25 Jahre als Lehrerin tätig war und heute als Autorin arbeitet, schaffte es mit viel Offenheit, die Deutsch-Leistungskurse der Jahrgangsstufe 1 und 2 aktiv miteinzubeziehen: sie stellte Fragen, regte zum Nachdenken an, brachte Originaldokumente mit und ließ die Schüler und Schülerinnen selbst überlegen.
Ihr Roman erzählt die Geschichte ihrer Großmutter Rosa, die 1905, mitten in einer Zeit großer Umbrüche, geboren wurde. Über die Jahrzehnte hinweg wird Rosas Leben erzählt und spiegelt die deutsche Geschichte wider. Von den Goldenen Zwanzigern über die dunklen Jahre des Nationalsozialismus bis in die Nachkriegszeit.
Besonders eindrücklich war die Art, wie Wally Rosas Lebensweg erzählt: eine Frau, die schon früh Verluste hinnehmen musste, ihre Mutter verlor, im Krieg ihre Familie allein durchbringen musste und schließlich ihren eigenen Sohn verlor. Trotz all dieser Schicksalsschläge fand Rosa immer wieder Kraft im Geschichtenerzählen und im Kochen und Backen. Beides wurde als Symbol des Durchhaltens und der Wärme.
Diese Verbindung von Essen und Erinnerungen zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch: Jedes Kapitel beginnt mit einem Rezept, oft traditionell pfälzische Gerichte. Und um das erlebbar zu machen, brachte die Autorin sogar selbst einen Hefezopf für ihre Zuhörer und Zuhörerinnen mit.
Wally erklärte, dass sie sich bei der Arbeit an ihrem Buch intensiv mit historischen Quellen beschäftigt habe. Sie besuchte Archive, arbeitete mit einem Historiker zusammen und verknüpfte Fakten mit ihrer eigenen Fantasie. Denn vieles im Buch basiert auf wahren Begebenheiten, und doch bleibt Raum für Vorstellungskraft, für das, was man nicht mehr rekonstruieren kann.
Rosas Leben steht stellvertretend für viele Frauen dieser Zeit: stark, voller Hoffnung und doch immer wieder herausgefordert durch Leid, Krieg und Verlust. Wally gelingt es, diese Generation lebendig werden zu lassen.
Zum Abschluss der Lesung durften die Schüler und Schülerinnen Fragen stellen und sich ein Autogramm signieren lassen.
Stefanie Wally, die derzeit an ihrem dritten Roman arbeitet, hat ein Talent dafür historische Fakten in persönliche und greifbare Geschichten zu verwandeln und verabschiedet sich mit einem Gedanken, der sich besonders an Jugendliche richten soll:
„Sich dem Guten nähern, auch wenn man Angst davor hat“.
Eine Botschaft, die wohl bei allen Anwesenden weiterwirkte.
Bericht von Sophia Kern & Kylie Ried



